Liebe Mitstreiter*innen und Interessierte,
wir leben in widersprüchlichen Verhältnissen. Die Prinzipien kapitalistischer und patriarchaler Herrschaft und Unterdrückung bestehen weiterhin; der gesellschaftliche Reichtum wächst, während gleichzeitig immer mehr Menschen von ihm ausgeschlossen werden. Während sich manche auf ihren Urlaub freuen, müssen andere ihr Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern fristen. Und die Liste mit all den Wunden, die diese Gesellschaftsordnung schlägt (frei nach Frigga Haug), ließe sich endlos fortsetzen. In der Sozialen Arbeit werden wir mit diesen Widersprüchen und Wundmalen täglich konfrontiert. Es stellt sich also die Frage, wie wir uns als Sozialarbeitende in diesem Konfliktfeld positionieren sollen: Soll die Soziale Arbeit ein Ausgangspunkt für eine Praxis der individuellen und kollektiven Emanzipation sein oder dazu beitragen den Status Quo aufrechtzuerhalten? Es geht um nicht weniger, als um die Frage nach Widerstand und Anpassung. In seiner historischen Tradition tendiert der AKS zu Ersterem und daran möchten wir auch weiter anschließen; ganz im Sinne unserer Selbstbeschreibung:
„Uns verbindet der Wille zur Überwindung von Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Wir erheben Einspruch gegen deren Aufrechterhaltung, an der auch die Soziale Arbeit aktiv beteiligt ist. Wir wehren uns dagegen, dass wir in diesem Sinne eingespannt werden. Aus diesem Grunde stehen wir für die Entwicklung und Etablierung einer alternativen Praxis sowie für politische Aktivitäten Sozialer Arbeit.“
Diese Perspektive umfasst die vielseitige Entfaltung aller Menschen – im Rahmen eines kollektiven, kooperativen und demokratischen Kampfes um bessere Lebensbedingungen.
Gerade in der Zeit der „Corona-Krise“ werden die Lebensbedingungen für viele Menschen noch prekärer als schon zuvor. Während die einen das „Home Office“ schätzen lernen, bangen andere um den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Predigen die einen das „Social Distancing“, zeigen die hygienischen Bedingungen im überfüllten Flüchtlingslager Moria das hässliche Gesicht der europäischen „Wertegemeinschaft“.
Die Soziale Arbeit steht hier erneut vor der Herausforderung, ob sie sich v.a. der Reproduktion der Verhältnisse verschreibt oder sich mit einer progressiven Praxis – deren Entwicklung eine kollektive Anstrengung bedeutet – an der Überwindung der Ungleichheit beteiligt. Der AKS kann ein Ort sein, um diese Herausforderung zu diskutieren und Lösungen sowie Standpunkte gemeinsam zu entwickeln.
In diesem Sinne möchten wir, der AKS Berlin, zum nächsten Treffen einladen, um gemeinsam zu diskutieren: Wie soll es weitergehen mit der Arbeit des AKS?
Wir möchten gemeinsam erarbeiten und besprechen, was die Ausgangsidee des AKS bei seiner Gründung war und wie diese heute aufgegriffen und fortgesetzt werden kann.
Wir freuen uns, wenn Ihr dazu kommt und Euch, Eure Erfahrungen und Anliegen in die Diskussion einbringt.
Wir möchten zur Anregung der Überlegungen ein paar Fragen vorschlagen:
-
Worin liegt das Kritische in der kritischen Sozialen Arbeit?
-
Was ist der AKS, was soll er sein?
-
Welche Probleme gibt es in der Praxis und wie können wir ihnen entgegenwirken?
-
Wie können wir zusammen agieren, welche Standpunkte sollen wir vertreten?
Wir treffen uns am Samstag, den 01.08.20 um 16.00 Uhr im Volkspark Rehberge vor dem Freiluftkino Rehberge.
Solidarische Grüße,
der AKS Berlin